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Fragen wir, um konkret zu werden: Mit welchen „Zeitgeistern“
haben wir heute, 2013, umzugehen? Welchen aktuellen schul-
politischen Herausforderungen müssen wir heute begegnen?
1.2.1 K
ATHOLISCHE
S
CHULEN UND
„I
NDIVIDUALISIERUNG
“
Ich möchte hierzu nur einige allgemeine Anmerkungen ma-
chen, da ich das Thema - ausgehend von einer Stellungnahme
Max Müllers dazu – in Kapitel 4 (S. 43 – 66) umfassender auf-
greife.
„Individuelle Förderung ist im vergangenen Jahrzehnt zu ei-
nem zentralen Topos des öffentlichen Bildungsdiskurses in
Deutschland geworden. […] Für diese Popularität des Konzepts
lässt sich ein eindeutiger Anfangspunkt benennen: die Publi-
kation der Abschlussempfehlung des von Bund und Ländern
getragenen „Forum Bildung“ unmittelbar nach den ersten PI-
SA-Ergebnissen Anfang 2002“ (K
LIEME
/W
ARWAS
2011, S. 805).
Aufgeschreckt durch das schlechte Abschneiden Deutschlands
bei der PISA-Studie tauchte ein neues Zauberwort auf: Indivi-
dualisierung: Die individuelle Förderung, davon ging man nun
aus, entscheide darüber, „ob Menschen sich nach ihren Fähig-
keiten und Interessen entwickeln können“ (F
ORUM
B
ILDUNG
2002, S. 23).
Der Weg „Ignorieren der Lern- und Leistungsunterschiede“
und damit das Ignorieren der Notwendigkeit von individueller
Förderung angesichts der Unterschiede zwischen Schülern
wird bereits von W
EINERT
(1997, S. 51f) in seinen „Reaktions-
möglichkeiten“ beschrieben und als „passiv“ bezeichnet:
„Manche Lehrer verwenden als Bezugssystem für die Gestal-
tung ihres Unterrichts unbewusst einen fiktiven oder auch
realen Durchschnittsschüler, dessen Lern- und Leistungsfort-