19
treuungs- und Verwahrangebote zu machen in der Erwartung,
dass sich dann sämtliche Segnungen einstellen. „Ganztags-
schule“ wäre dabei nicht mehr als ein „Appendix“ am Nach-
mittag. Oder: Am Klischee der katholischen, intakten Familie
festhalten, bei der nach dem Schulvormittag das Mittagessen
auf dem Tisch steht und die Mutter am Nachmittag für Haus-
aufgaben, Kultur- und Freizeiterziehung sorgt.
3
Aus dieser Hal-
tung heraus an der Halbtagsschule festzuhalten, auch weil sich
die Lehrer an diesen Rhythmus gewöhnt haben, hieße die
Chancen einer ganztägigen Erziehung und Bildung zu verken-
nen.
Dass es nicht reicht, Kinder ganztägig in der Schule zu verwah-
ren, um im Hinblick auf ihre individuelle Förderung irgendwel-
che positiven Wirkungen zu erzielen, zeigen die Ergebnisse
der „Studie zur Entwicklung der Ganztagsschulen“ (STEG):
„Längere Schulöffnungszeiten alleine reichen – zumindest im
Rahmen der derzeitigen, sehr breit gefächerten Alltagspraxis –
meist nicht aus, um spezifische Förderung zu leisten“ (STEG
2010, S. 16). Dabei kommt es auch nicht auf die Quantität,
sondern vor allem auf die Qualität der Angebote an: „Ohnehin
reicht ein breites Spektrum an Angeboten allein nicht aus, um
das Potenzial der Ganztagsschule für eine optimale Förderung
der Lernenden voll zu erschließen: Eine zentrale Rolle für die
Wirksamkeit spielt die pädagogische Gestaltung der außerun-
terrichtlichen Angebote“ (ebd. S. 24). Zudem scheint für eine
spürbare Wirksamkeit die geglückte Verbindung der unter-
richtlichen und außerunterrichtlichen Angebote unabdingbar
zu sein, da „der Ganztag [nur] wirken kann, wenn die Schulen
ihr Potenzial nutzen, etwa verstärkt individuelle Lehr-
methoden anwenden oder bei der pädagogischen Ausgestal-
tung ihrer Angebote auf Qualität achten“ (ebd. S. 16), was
wiederum eine Zusammenarbeit aller Mitarbeiter an der Ganz-