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Auch wenn heute Lehrer als „Lernbegleiter“ eines „Lernpart-
ners“ (Schüler) gesehen werden, so sind sie nach unserem
Verständnis ihrer Rolle als „Führender“ nicht enthoben, denn
„Lehrer sind Experten für das Lehren und Lernen, sie haben
eine klare Führungsaufgabe und sind nicht Lernpartner auf
Augenhöhe“ (H
ELMKE
2013b, S. 11).
2.2.2 V
OM
„H
ERAUSFÜHRER
“
ZUM
„H
ERAUSRUFER
“
Die Gedanken Max Müllers über den Erzieher als „Heraus-
führer“ finden Fortsetzung und Weiterführung in den Arbeiten
von Gabriele W
EIGAND
(2004) („Schule der Person“) und Gün-
ter S
CHMID
(o. J.).
Günter Schmid, den wir 2013 als Referenten zum Thema „Die
Personalisierung des Lernens – eine pädagogische Haltung“
beim Grundlehrgang in Obermarchtal hören konnten, führt
aus: „Als „Autor des eigenen Lebens“, wie es Gabriele Wei-
gand formuliert (schon Karl Popper sprach vom Menschen als
dem „Schöpfer seines Geschickes“), wird der Lernende zur
bestimmenden Orientierungsgröße schulischen Handelns. Die-
sen neuen Zugang zur Pädagogik benennen wir heute mit
dem Namen „e-voc-ation“: das darin enthaltene Wortspiel
stellt einen Versuch dar, die Kernaussage dieser Philosophie
prägnant auf den Punkt zu bringen: statt quasi „an der Hand
geführt“ zu werden (wie es der Begriff „e-duc-ation“ sugge-
riert), soll der/die Lernende dazu „aufgerufen“ (vgl. lat. „vo-
care“), verlockt werden, selbst aus der eigenen (einengen-
den) Hülse herauszutreten und dabei sein eigenes Ziel zu su-
chen“ (S
CHMID
, o.J., S. 6).
Dabei gibt es zwischen den Rollen des „heraus
führenden
“ und
des „heraus
rufenden
“ Pädagogen kein „Entweder-oder“, son-