Prälat Max Müller zum 90. Geburtstag - page 46

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fend aufeinander passen, zwischen beidem muss „Passung"
sein“ (ebd. S. 209). Der individualisierten Selbstbeschäfti-
gung sei „in der Vorschule deshalb über weite Strecken der
Vorzug gegenüber einer Gruppenbeschäftigung oder gar
einem Frontalunterricht einzuräumen, weil sonst die opti-
male Passung, die das einzelne Kind am besten für sich
selbst finden kann, verlorengehen muss“ (ebd.).
Auf die Schule übertragen erfordert das „verschiedene Unter-
richtsformen, die dem Prinzip der Passung zu entsprechen
suchen. Neben hoch individualisierbaren Verfahren der pro-
grammierten Unterweisung, die sich noch in Entwicklung be-
finden, sind vor allem die seit langem geübten Praktiken zu
nennen, die Schüler nach Fähigkeitskriterien in mehr oder we-
niger homogene Gruppen aufteilen. Das kann einmal für ganze
Klassen […] oder auch innerhalb einer Klasse, im sog. Grup-
penunterricht, geschehen“ (ebd. S. 212).
Dem „Prinzip der Passung“ widmet sich Heckhausen auch in
einem Artikel im „Funkkolleg Pädagogische Psychologie“, ei-
ner Pflichtlektüre an den Pädagogischen Hochschulen in den
70er-Jahren (1974, S. 584ff): „Wieweit gelingt es ihm [dem
Lehrer], den Schwierigkeitsgrad seines Unterrichtsangebots
dem bereits erreichten Leistungsstand des einzelnen Schülers
anzupassen und nur leicht zu überfordern? […] Lernbedingun-
gen herzustellen, die dem Prinzip der Passung entsprechen, ist
eine der wichtigsten Aufgaben des Unterrichtens. Dieses
Problem hat in vielen Ländern zu Unterrichtsorganisationen
geführt, in denen die Schüler nach ihrem erreichten Fähig-
keitsstand zu Klassen und Kursen gruppiert werden, häufig
nach so globalen Kriterien wie dem IQ […]. Diese Praxis der –
wie man in Deutschland sagt – „äußeren Differenzierung“ hat
kaum die erwünschten pädagogischen Effekte, aber dafür
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