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hatten aber gerade mit dem Klassenlehrerprinzip, das imple-
mentiert worden war, um den Lehrer als Erzieher und Bezugs-
person in eine stärkere, wirksamere Position zu bringen, die
Möglichkeiten des Marchtaler Plans erst geschaffen. Das
Strukturelement „Morgenkreis“ des Marchtaler Plans z. B. ist
aus den Möglichkeiten einer Gruppe von um die 25 Kin-
dern/Jugendlichen entstanden, die wiederum die Kapazitäten
unserer Räume widerspiegeln. Wenn die Gemeinschaftsschule
nun „Lerngruppen“ einfordert, dazu den „Lerngruppenleiter“
und den „Lerngruppenelternvertreter“, so orientiert sie sich an
den Möglichkeiten des Schweizer Pädagogen Andreas Müller,
der in seinem Institut Beatenberg, einer Internatsschule in
familiärem Stil mit 60 Schülern, eine beachtliche, individuali-
sierte Lernform entwickelt hat. Dass an einer unserer Grund-
und Hauptschulen mit z. B. 600 Schüler/-innen und ca. 50 Mit-
arbeitern andere Bedingungen herrschen, muss nicht bedeu-
ten, dass individualisierende Methoden nicht möglich wären,
aber eben nicht im Sinne von Andreas Müller, dessen System
aus Kompetenzrastern, Checklisten, Lernjobs etc. idealer Wei-
se eben die Bedingungen eines Internats braucht (B
EATENBERG
2012). Exkursionsberichte nach Beatenberg spiegeln jedoch
die Faszination wieder, die von diesen Lernsituationen ausge-
hen muss (z. B. C
OOLTRAINERS
2009) – es ist deshalb sicherlich
lohneswert, sich mit diesem System zu beschäftigen und
nachzuforschen, was wir davon für unsere Gestaltung der
Freien Stillarbeit lernen können (vgl. LIS 2012) und nicht vor-
schnell der Haltung „Das geht bei uns nicht“ (siehe Kapitel
1.2.1, S. 14) zu erliegen.
Den Lehrer im Sinne der Gemeinschaftsschule zum „Lernbe-
gleiter“ umzufunktionieren, der den „4 pädagogischen Urbit-
ten: Bringe mir nichts bei, erkläre mir nicht
[sic!]
, erziehe mich
nicht, motiviere mich nicht“ des ebenfalls aus der Schweiz