Prälat Max Müller zum 90. Geburtstag - page 59

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beitshefte“ auf den Markt geworfen wurden, hatte einen
meines Erachtens verhängnisvollen Einfluss auf die Qualität
der freien Arbeitsformen in der Schule – und ich kann die Freie
Stillarbeit des Marchtaler Plans hier nicht ausnehmen: Eine
„DIN-A4-Didaktik“, die den Kindern und Jugendlichen zuneh-
mend nur noch zutraut, Wörter oder Satzfetzen in Formulare
einzutragen, die „Arbeit“ weithin auf das Schreiben in Form
des Ausfüllens von Blättern reduziert und schlicht Langeweile
produziert, kann nicht unser Weg sein. Schulamtsdirektor W
E-
BER
hatte schon 1984 in der ersten Entwurfsfassung des
Marchtaler Plans gefordert: „Machen wir der Blätterwirtschaft
in sog. „Ordnern“ doch gemeinsam ein Ende!“ Sein Appell
verhallte leider genauso ungehört wie der von G
ERST
in den
Marchtaler Fernstudienbriefen: „Zunächst sollten von den
Schülern selbst gewissenhaft möglichst viele Arbeitsergebnis-
se schriftlich angefertigt und dann gewissenhaft gesammelt
werden. Auf die formale Qualität wird dabei ebenso zu achten
sein, wie auf die inhaltliche. […] Eine flüchtige Notiz ohne
Überschrift, ohne optische Gliederung etc. erfüllt diesen An-
spruch nicht. Ebenso wenig erfüllen ihn die sogenannten ko-
pierten Arbeitsblätter, die häufig nur Lückentexte als Schüler-
arbeit zulassen. Wir meinen, diese Form von Schülerarbeiten
dürften in Marchtaler Plan-Schulen nicht vorkommen“ (1997,
S. F34).
Dass im selben Zeitraum das besondere didaktische Instru-
ment der Schuldruckerei an unseren Schulen, das Anfang der
80er-Jahren mit beträchtlichem Zeit- und Geldaufwand und
großem Enthusiasmus eingeführt wurde, weitgehend ver-
schwand bzw. auf gelegentliche bildnerische Drucktechniken
eingeschränkt wurde, ist ebenso eine Folge dieser Entwick-
lung wie der Verlust fast jeglicher Handschrift-Qualität. Wenn
Kinder nicht mehr oder nur selten ganze Sätze schreiben,
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