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ausfinden, dass Müllers entscheidende Zitate einem Aufsatz
von Guardini mit dem Titel „Den Menschen erkennt nur, wer
von Gott weiß“ entnommen sind. In 1. Auflage war dieser
Aufsatz (1952) erschienen unter dem Titel „Nur wer Gott
kennt, kennt den Menschen“. Als unveränderter Nachdruck
der 4. (erw.) Auflage von 1965 ist er heute leicht erhältlich in
einem kleinen Taschenbuch des Topos-Verlages (
10
2010). Es
lohnt sich diesen Text Guardinis, auf den sich Max Müller hier
bezieht, im Original selbst zu lesen.
Max Müller wandelt Guardinis vier „Bestimmungen des Men-
schen“ in „Grundaussagen“ um und verdeutlicht sie gleichzei-
tig: „Das christliche Menschenbild hat vier Grundaussagen:
Der Mensch ist geschaffen; er ist Geschöpf.
Der Mensch ist ein Gebrochener, er ist gefallen; er ist
ein Sünder.
Der Mensch ist ein Befreiter; er ist von Jesus dem Chris-
tus erlöst. Er ist ein Erlöster.
Der Mensch ist ein Berufener; er ist auf Zukunft hin. Er
ist berufen zur Vollendung in Gott“ (M
ÜLLER
1978,
S. 32).
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1989 legt Müller in der Monografie „Erziehender Unterricht.
Ein Beitrag aus der Sicht christlicher Anthropologie“ im Kapitel
„Der Mensch – wunderbar erschaffen und noch wunderbarer
erlöst“ in ausführlicher Weise die christliche Sicht des Men-
schen dar (M
ÜLLER
1989, S. 19 – 32). Der vor mehr als 10 Jah-
ren entwurfartig dargelegte Ansatz wirkt hier, sichtlich auch
unter dem Einfluss seiner Mitarbeit am inzwischen bereits
veröffentlichen M
ARCHTALER
P
LAN
(1987), weitaus klarer ge-
fasst. War die Schrift „Erziehender Unterricht“ die Essenz sei-
nes Lebenswerkes?