Generalsekretär der Caritas aus Burkina Faso zu Gast in St. Klara


Der Generalsekretär der Caritas aus Burkina Faso, Pfarrer Isidore Ouedraogo, spricht über seine Arbeit und die Herausforderungen seines Landes vor Schülern und Schülerinnen in St. Klara. Anlass für den Besuch ist die diesjährige MISEREOR Fastenaktion mit dem Schwerpunkt seines Landes.

„Es waren immer die Priester, die etwas Gutes im Land voranbrachten“, so Ouedraogo. Und diese Antriebskraft war es, die ihn dazu brachte, ins Priesterseminar einzutreten und Pfarrer zu werden. Der Dienst am Menschen lag ihm schon immer am Herzen und brennt nach 22 Jahren Berufstätigkeit immer noch. Im Laufe der Zeit habe sich vieles verändert, neue Herausforderungen seien hinzugekommen.

Dolmetscherin Katrin Knorr notiert sich aufmerksam Ouedraogos Worte und übersetzt. Dennoch lassen es sich die Schülerinnen und Schüler nicht nehmen und fragen den Gast auf Französisch, welche Probleme Burkina Faso zu bewältigen habe.

Die Landwirtschaft und der Klimawandel stellen die Menschen täglich vor neue Herausforderungen. Weil es lange Dürreperioden und nur eine kurze Regenzeit von Mai bis September gibt, muss in diesen Monaten das Land ertragreich bestellt werden. Trotz aller Bemühungen stellen Wetterextreme wie kurzer Regen und lange Hitzephasen alle guten Vorsätze auf den Kopf.

„In Burkina Faso wird viel Baumwolle von guter Qualität produziert. Das Problem ist, dass die USA ihre eigene Baumwollwirtschaft subventionieren und somit ihre Ware billiger auf den Weltmarkt bringen.“ Ouedraogo fährt fort und meint: „Auch Milchprodukte aus Europa sind billiger. Die burkinische Milch ist einfach zu teuer für die Einheimischen.“ Ein Dilemma, das seine Landsleute erkennen und ein Stück weit hilflos sind. Dank MISEREOR konnte innerhalb eines Dorfes eine Minimolkerei aufgebaut werden, die heute zum wirtschaftlichen Erfolg der Menschen vor Ort beiträgt. Da 80 % der Menschen in Burkina Faso von der Landwirtschaft leben, ist die Vieh- und Milchwirtschaft überlebenswichtig. Dank einer Kreuzung zweier Rinderarten entstand eine neue Gattung, die mehr Milch produziert. Dies wiederum kommt der Minimolkerei zu Gute, welche die Überschüsse an umliegende Dörfer verkauft und seit neuestem auch Joghurt herstellt. Die Butterproduktion wird als nächstes angegangen.

Burkina Faso ist reich an Goldvorkommen und ist seit über 10 Jahren im Exportgeschäft. Allerdings bleiben nur 20 % des Gewinnes im Land, da „die burkinische Regierung über den Tisch gezogen wurde“, so Ouedraogo. Hier etwas zu ändern sei schwierig, da vor allem internationale Unternehmen ihre Interessen rigoros durchsetzen. „Wer Geld hat, der hat Macht.“ Auch wenn dieser Kampf an David gegen Goliath erinnert, scheint Ouedraogo die Hoffnung nicht aufzugeben.

„Trotz zahlreicher Probleme lassen sich die Menschen nicht entmutigen. Sie sind selber aktiv und suchen nach Lösungen“, so Ouedraogo. Mittels Film zeigt er, wie Dorfbewohner ihr Wissen über Wurzeln und Kräuter nutzen und ihre eigenen Arzneimittel zur Bekämpfung der Pockenseuche bei Rindern herstellen. „Diese Medizin unterstütz außerdem die wirtschaftliche Lages des Dorfes.“

Heute leben 18,9 Millionen Menschen in Burkina Faso, 75 % sind jünger als 35 Jahre, aber von den Kindern und Jugendlichen besuchen nur 60 % eine Schule. Daher ist die Schul- und Weiterbildung eine der größten Herausforderungen für die burkinische Gesellschaft. „Was möchtet ihr einmal nach eurem Abschluss machen?“, fragt Ouedraogo in die Runde. Berufswünsche wie ein Medizinstudium oder die Ausbildung bei der Polizei sind kein Hindernis in Deutschland. In Burkina Faso gibt es diese Möglichkeiten nicht. Nur wer einen erlernten Beruf hat, kann auch zur Wirtschaftlichkeit seines Landes beitragen. Aus diesem Grund wurde mit Hilfe der Caritas eine zweijährige Berufsschule zur Ausbildung von Köchen aufgebaut.

Der Zugang zu Bildung ist außerdem ein Schlüssel gegen Alkoholismus, Drogen und Prostitution, mit denen vor allem Jugendlichen, die in kleineren Goldminen arbeiten, konfrontiert sind. Mit bloßen Händen graben sie hier nach Gold, in der Hoffnung, der Armut entfliehen zu können.

Erstaunlich an Burkina Faso ist, wie 60 Ethnien friedlich miteinander leben. Mit 60 % stellen Muslime die größte religiöse Gruppe dar, gefolgt von Christen (20-23 %) und afrikanischen Glaubensvorstellungen.  Was alle eint, ist ihre Heimatliebe und die Vision, ohne ausländische Hilfe das Land vorwärts zu bringen. Diese Kultur des friedlichen Zusammenlebens ist derzeit durch radikale Islamisten bedroht.

Trotz aller Herausforderungen will Ouedraogo die Hoffnung für sein Land nicht aufgeben. Getreu dem Motto der diesjährigen Fastenaktion „Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen“, glaubt er an die Zukunft seines Landes und appelliert, den Dienst am Menschen nicht zu vergessen. „Egal was ihr nach St. Klara später im Leben macht. Es beginnt heute.“

 

Text von Annette Povel

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