Seid selbständig im Urteil!

Katholische Schulen sagen „Nein!“ zur Denunziations-Plattform der AfD

„Seid selbständig im Urteil!“ (Bischof Joannes Baptista Sproll, 1870-1949)

Katholische Schulen sagen „Nein!“ zur Denunziations-Plattform der AfD

Die katholischen freien Schulen treten in der demokratischen Gesellschaft für christliche Werte und Überzeugungen ein - ganz im Sinne unserer Schulpatrone wie Rupert Mayer, Maximilian Kolbe oder Bischof Sproll. In ihrer Tradition nehmen wir auch deutlich Stellung zu der von der AFD eröffneten Plattform, auf der Lehrkräfte gemeldet werden sollen, die sich kritisch mit dem Programm und den Aktionen der AfD beschäftigen. Wir tun dies zum Schutz aller Beteiligten an unserem Schulleben und in Sorge um das Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

Wir sehen in der Denunziation von Lehrkräften, die auf die Gefahren antisemitischer und rechtsextremer Äußerungen und Taten hinweisen, ein Instrument, das Vertrauen und Beziehungen zerstört. Bleiben solche populistischen Aktionen und Parolen unwidersprochen, gefährden sie ein offenes Gesprächsklima und höhlen langfristig die demokratische Kultur und Toleranz aus.

Wir stehen dafür, Meinungsvielfalt zuzulassen, konstruktive Dialoge zu führen und Toleranz zu leben. Wir wollen, dass sich die uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einer vertrauensvollen Umgebung zu freien, verantwortungsbewussten und kritischen Persönlichkeiten entfalten können. Deshalb nehmen wir nicht hin, dass das Vertrauen zwischen den am Schulleben Beteiligten zerstört wird.

Lehrkräfte an katholischen Schulen dürfen nicht nur, sie sollen sogar ausdrücklich gesellschaftliche Diskurse analysieren und aufdecken, die sich gegen das christliche Menschenbild richten und in denen Demokratie und Menschenrechte in Frage gestellt werden - wie dies in den Äußerungen von AfD-Politikern regelmäßig geschieht.

Wir bitten daher alle Lehrkräfte an unseren Schulen, in diesen Zeiten gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Prozesse und Projekte für Toleranz, Vielfalt und den Schutz von Minderheiten, vor allem von nach Deutschland geflüchteten Menschen, zu initiieren und zu intensivieren.

Wir bitten unsere Schülerinnen und Schüler, nicht stillzuhalten, wenn rassistische, menschenverachtende, antisemitische oder rechtsextreme Äußerungen fallen, sondern aufzustehen und zu widersprechen.

Wir bitten die Eltern, die sich für unsere Schulen entschieden haben, mit uns gemeinsam dafür einzustehen, dass die von uns als wesentlich betrachteten Werte erhalten bleiben und gelebt werden. Wir bitten die Eltern um Solidarität mit den Lehrkräften, die den Raum der Schule als Lernraum für den demokratischen Dialog und die wertegestützte Meinungsbildung nutzen.

Die Aufforderung des ehemaligen Rottenburger Bischofs Joannes Baptista Sproll, „Seid selbständig im Urteil!“ gilt heute mehr denn je. Gemeinsam sollen Schülerinnen, Schüler, Eltern und Lehrkräfte die Schule als Raum für den demokratischen Dialog und die wertegestützte Meinungsbildung nutzen.

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