Wie geht es den Kindern und Jugendlichen im zweiten Lockdown?

Gedanken aus dem Pausengespräch vom 5. März 2021

Bei unserem zweiten Pausengespräch am 5. März ging es um die Frage „Wie geht es den Kindern und Jugendlichen im zweiten Lockdown? Und wie können wir sie in der Schule gut begleiten?“.

In kleiner Runde erlebten wir ein sehr positives und konstruktives Gespräch. Viele Lehrkräfte haben kreative und pragmatische Wege entwickelt um die Kinder und Jugendlichen gut durch diese Zeit zu begleiten. An vielen Stellen zeigt sich das gute Vertrauensverhältnis von Schüler*innen zu ihren Lehrkräften oder den Mitarbeiter*innen im Ganztagsbereich - besonders dann, wenn Schüler*innen von sich aus für ihre Bedürfnisse eintreten und um Hilfe bitten, wenn sie mit der Situation zu Hause nicht zurechtkommen. Gleichzeitig schaffen Lehrkräfte und Ganztagsmitarbeiter*innen immer wieder niedrigschwellige Möglichkeiten, damit Schüler*innen untereinander aber auch mit den Erwachsenen in Kontakt treten können. Schön sind auch die Erzählungen über die Stärken und die Selbständigkeit, die viele Schüler*innen in den letzten Monaten entwickelt haben. Ebenso wird aber auch deutlich wo derzeit die Herausforderungen und Problemlagen liegen. Der unkomplizierte Austausch und die Begegnung mit den Gleichaltrigen fehlt. Die direkte Begegnung mit der Lehrkraft um Fragen zu klären oder Anliegen vorzubringen ist schwieriger. Der fehlende strukturelle Rahmen eines normalen Schultages erschwert das selbständige Lernen.

Unser Fazit nach diesem anregenden Erfahrungsaustausch zur Frage: Was brauchen Kinder und Jugendliche in der aktuellen Situation von ihren Schulen und Lehrkräften? - hier zusammengefasst:

  • Ganz viel Beziehungsangebote, Interesse und Ansprechbarkeit durch ihre Bezugspersonen in Unterricht und Ganztag in unterschiedlicher Form: als einzelne Gesprächszeit, als offenes Ohr, als achtsame Ansprechpartner*in, als pragmatische Hilfe in (technischen) Nöten, als offene digitale "Sprechstunde". Wichtig ist hier der niedrigschwellige Ansatz in der Kontaktaufnahme, der die Hürde für die Schüler möglichst klein macht, z.B. durch die Verwendung eines Messengerdienstes oder per Email.
  • Zeitnahes und direktes Feedback an Schüler: Rückmeldungen dazu, wie sie im Unterricht wahrgenommen werden. Zum Beispiel als kurze Messenger-Nachricht nach dem Unterricht: „Super, wie du heute mitgearbeitet hast!“. Selbst einfache Simileys kommen gut an.
  • Freude, Spaß und soziale Kontakte. Zum Beispiel beim gemeinsamen Frühstück am Bildschirm. Oder in der gemeinsamen Aufgabenbearbeitung in der Gruppe via Videokonferenz oder Messengerchat.
  • "Telefon-Tandems" in der Klasse, als pragmatische Lösung bei Problemen mit der Videoübertragung: Wer Probleme mit der Verbindung hat, kann seinen Telefonpartner anrufen und über die Telefonverbindung zumindest hörend weiter am Unterrichtsgeschehen teilnehmen.
  • Bewusster Blick auf Stärken und Gelungenes, statt (nur) auf Defizite und Nachteile, die durch die Situation entstanden sein könnten. Zum Beispiel im Rahmen einer gemeinsamen "Stärken-Schatzsuche": Welche Stärken habe ich in den letzten Wochen bei mir entdeckt (ebenso: was hat mein Lehrer bei mir beobachtet?)? Was ist mir gut gelungen, worauf bin ich stolz? Wer oder was hat mir geholfen die Zeit im Fernunterricht gut zu meistern?
  • Der Lernstand ist erstmal zweitrangig, "das Kind in der Mitte" bedeutet jetzt besonders, sich um das Wohlergehen zu sorgen.
  • Individuelle Lösungen, wenn Kinder sich schwer tun, sich unter Druck gesetzt fühlen oder zu Hause nicht gut arbeiten können, z.B. Platz in der Schule/Notbetreuung ermöglichen.
  • Eine Problematik, die dabei vielleicht weniger im Blick aber trotzdem vorhanden ist: Schüler*innen, die zu Hause durch überengagierte und um den Lernstand des Kindes besorgte Eltern unter Druck geraten und überfordert werden. Hier hilft der Wechsel in die Notbetreuung zur Entlastung der Eltern-Kind-Beziehung.
  • Bei Bedarf Vermittlung von professioneller Hilfe für das Kind. Erste Ansprechpersonen können Schulsozialarbeiter*innen sein oder Schulpastoral-Verantwortliche.
  • Darüber hinaus gibt es auch einige gute Angebote außerhalb der Schule, an die sich Kinder und Jugendliche wenden können:

 

Mit den „Pausengesprächen“ bieten wir ein Online-Format für den informellen Austausch zu aktuellen Themen an. Das was gerade nicht möglich ist – die Begegnung bei Fortbildungen und Tagungen, der Austausch in der Pause bei einer Tasse Kaffee – möchten wir so ein kleines bisschen ermöglichen. Für 90 Minuten steht dabei jeweils eine Fragestellung im Fokus, zu der Erfahrungen, Ideen und Lösungsbedarfe besprochen werden.

 

 

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