Ganztagsschule auf Distanz

Die Ganztagsangebote an unseren Schulen sind in den letzten Jahren immer bedeutsamer geworden. Wie lässt sich dieser wichtige Teil des Schullebens unter den aktuellen Bedingungen gestalten?

Lockdown 2, Winterlockdown, Schulschließungen – wie man es auch nennt: Seit vier Wochen sind die Schulen zu, gelernt wird zu Hause, Unterricht wird über Videokonferenzen, Schulplattformen und Materialpakete gestaltet. Viel wurde in den letzten Wochen darüber berichtet, wie das Fernlernen gelingt und welche Herausforderungen dabei gemeistert werden.

Was dabei häufig aus dem Blick gerät ist, dass der Schulalltag aus mehr als „nur“ Unterricht besteht. Besonders an Ganztagsschulen, wo Mittagessen, Mittagsfreizeiten, AG-Angebote und erweiterte Lerngelegenheiten, wie Lernzeiten und Hausaufgabenzeiten den Schulalltag prägen und Schule zu einem wichtigen Lebensraum für Kinder und Jugendliche machen. Die Ganztagsbereiche mussten ihre Strukturen und Angebote schon zu Beginn des Schuljahres umstellen, um den hohen Anforderungen an den Infektionsschutz gerecht zu werden und z.B. Jahrgangsmischungen zu vermeiden.

Wie geht es den Ganztagsbereichen jetzt während Lockdown und Schulschließungen?

Wir haben an unseren Ganztagsschulen einmal nachgefragt, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen und welche Erfahrungen sie im Ganztagsbereich machen. Denn auch wenn die Schulen geschlossen sind, bedeutet das noch lange nicht, dass es hinter den Schultüren still geworden wäre: Was passiert in den Ganztagsbereichen und Betreuungsangeboten der offenen und gebundenen Ganztagsschulen? Was machen Ganztagsbereichsmitarbeiter*innen, wenn der „normale“ Ganztag gerade nicht möglich ist?

Digitale Freizeitangebote

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ganztagsbereiche haben sich in den letzten Monaten – gemeinsam mit den Lehrkräften – in die digitalen Kommunikationswege und die neu eingerichteten Schulplattformen eingearbeitet. Schon im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 gab es erste Versuche auch Ganztagsangebote, wie AGs und Hausaufgabenhilfe über digitale Wege weiter zu ermöglichen. So wurde z.B. am Albertus-Magnus-Gymnasium in Stuttgart die Versorgung der schuleigenen Hühner über die Schulplattform organisiert und der Schachkurs weitergeführt. Jetzt im zweiten Lockdown können diese Erfahrungen ausgebaut werden. So gibt es an einigen Schulen jede Woche ein buntes Angebot an Online-Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, in denen sie ihre Freunde treffen können, mit den vertrauten Mitarbeiter*innen des Ganztagsbereichs Kontakt halten und ihren Interessen nachgehen können. An der Franz-von-Assisi-Realschule Waldstetten wird dafür z.B. jede Woche das Angebot des Ganztagsbereichs über eine digitale Pinnwand bekannt gegeben. Dort finden sich u.a. Spiele-AGs, Beautykurse, Entspannungsangebote, Sportvideos und Bastelangebote. Das Bischof-Sproll-Bildungszentrum in Biberach bietet auf seiner Homepage in der Rubrik "Ganztag Dahoim" Impulse und Challenges aus dem Ganztagsbereich und Kochimpulse aus der Mensaküche. So bieten Ganztagsbereiche auch für zu Hause Möglichkeiten den Tagesablauf zu strukturieren und abwechslungsreich zu gestalten. Aber auch Unterstützung beim Lernen durch Nachhilfe und Lernbegleitung werden von den Mitarbeiter*innen der Ganztagsbereiche angeboten.

Notbetreuung und Angebote vor Ort

Darüber hinaus übernehmen die Ganztagsbereiche mit der Gestaltung der Notbetreuungen an unseren Schulen eine zentrale Rolle. Während viele Lehrkräfte in den Fernunterricht eingebunden sind, wird die Notbetreuung von den Mitarbeiter*innen des Ganztags, FSJler*innen und Lehrkräften, die gerade nicht im Fernunterricht eingesetzt sind, gestemmt. Hier werden am Vormittag die Kinder und Jugendlichen in Lerngruppen beim Online-Unterricht begleitet. Technische Unterstützung, Anleitung bei Aufgabenstellungen und die Unterstützung bei der Selbstorganisation stehen hier im Fokus. Nach dem Unterricht werden für die Kinder, die dann noch nicht nach Hause gehen, Freizeitangebote gestaltet. Besonders an den Grundschulen – aber mittlerweile auch im Sekundarbereich – ist die Nachfrage nach Notbetreuung sehr groß. An manchen Standorten sind mittlerweile über 100 Kinder in der Notbetreuung, so dass dort die personellen und organisatorischen Kapazitäten nahezu ausgeschöpft sind. Die Kinder freuen sich in der Schule sein zu können und dort Zeit mit Gleichaltrigen zu verbringen. Gleichzeitig bedeuten der hohe Andrang in der Notbetreuung, die Personalplanung und die weiterhin notwendigen Vorkehrungen zum Infektionsschutz einen enorm hohen Organisationsaufwand für die Einrichtungen.

Mitarbeiter*innen stellen sich den neuen Herausforderungen

Für viele Mitarbeiter*innen in den Ganztagsbereichen hat sich der Rahmen ihres bisherigen Aufgabenfeldes deutlich verändert. Da wo sie bislang Freizeitstützpunkte, Werkstätten oder auch Lernzeiten gestaltet haben, stehen sie jetzt zusammen mit Lehrkräften in der Begleitung des Fernunterrichts, stellen ihre bisherigen Angebote auf Online-Formate um oder begleiten Schülergruppen durch den Alltag in der Notbetreuung. Wir sind enorm dankbar für das hohe Engagement, die Kreativität und die Zuversicht, mit denen Mitarbeiter*innen an unseren Schulen den Kindern und Jugendlichen eine bestmögliche Begleitung und Unterstützung in dieser herausfordernden Zeit bereit stellen.

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