So gelingt Ganztag im Corona-Lockdown

Wie die Maximilian-Kolbe-Schule in Rottweil-Hausen das Homeschooling meistert und auch in Notgruppen präsent ist.

Es ist 7.30 Uhr an einem verschneiten Januarmorgen in Hausen ob Rottweil, der Heimat der Maximilian-Kolbe-Schule, freie Katholische Grund-, Real- und Werkrealschule mit Ganztagsbetreuung. Normalerweise herrscht um diese Uhrzeit reger Verkehr um das weitläufige Schulgelände. Eltern und Schulbusse kämpfen um Park- und Wendeplätze, damit etwa 800 Schüler möglichst pünktlich ihre Schule erreichen. Nicht so an diesem Donnerstag mitten im Corona-Lockdown. Tief verschneit versteckt sich die MKS unter einer dicken Schneedecke und schweigt. Lediglich das Motorrasseln des Kolbe-Trucks, mit dem sich die Hausmeister durch die Schneemassen kämpfen, lässt vermuten, dass hier gearbeitet wird.
Präsenzunterricht wurde ausgesetzt, die Kolbe-Schüler und deren Lehrkräfte befinden sich bis auf wenige Ausnahmen im Homeoffice. Technisch gut ausgestattet und teilweise schulseitig mit Leihgeräten versorgt, damit dem Lernen zuhause zumindest digital nichts im Wege steht. Nur die Notgruppen von Klasse eins bis sieben stürmen, nein stapfen an diesem Morgen in Richtung Eingangstür und wissen ganz genau, wo man sie erwartet.


Die Maximilian-Kolbe-Schule war vorbereitet auf den erneuten Lockdown. Lehrer, Betreuer, Schüler und auch deren Eltern wurden frühzeitig zum Ende der Weihnachtsferien von der Schulleitung informiert, wie das Homeschooling starten und ablaufen soll, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, und was jeder dazu beitragen kann, dass dieses Projekt auch gelingt.


Die Lehrkräfte trafen sich schon Tage zuvor online, um den Digitalunterricht in die Wege zu leiten und die Videokonferenzen für ihre Klassen zu planen. Ein lückenloses Betreuungskonzept für die Notbetreuung wurde ausgearbeitet und der Bedarf bei den Eltern abgefragt. Der Online-Unterricht über Microsoft Teams wird stundenplankonform abgehalten und läuft seit dem ersten Tag weitgehend reibungslos. Der Schulserver und die Plattform hielten dem Ansturm bestens stand und auch die Schüler wurden schon Wochen zuvor gut auf den absehbaren Digitalunterricht vorbereitet. Einloggen, Download, Upload und Bildschirmteilung sind keine Fremdwörter für die digital-affinen-Kolbeschüler, ist man doch unterrichtstechnisch schon längst mit Tablets und Laptops unterwegs, nicht erst seit dem Digitalpakt.


Gut vorbereitet und vernetzt ist das Homeschooling ein organisatorischer Klacks


Überhaupt ist das Team der MKS schon immer eng miteinander vernetzt. Verschiedene Kanäle, eine zuverlässige EDV-Infrastruktur und ein engagiertes Schulleitungsteam mit einem motivierten Kollegium im Rücken ermöglichen es, solche Herausforderungen wie das Homeschooling innerhalb weniger Tage umzusetzen. So war von Anfang an klar, dass die Ganztagesschule auch ganztags zuhause stattfinden soll. Kreative, sportliche und naturwissenschaftliche Angebote, die sonst den Stundenplan der Schüler auflockern, sollten sie auch zuhause stundenweise von PC und Schreibtisch weglocken und für Abwechslung sorgen. So wurde aus Sport-Unterricht und Sport-AG ein Online-Workout mit fetziger Musik, in der Imker-oder Gartenbau-AG werden Rezepte getauscht und ausprobiert, beim Textilen Werken wird auch zuhause die Nadel geschwungen und modelliert wird anstatt mit Ton nun einfach mit Schnee, Teig oder was sich sonst so findet.
Die Kinder zusammen zu halten und gemeinsam den „Ganztag Zuhause“ zu bestreiten, war ein ehrgeiziges Ziel, das dank einem engagierten, ideenreichen Mitarbeiter-Team und den ambitionierten Kolbeschülern samt Eltern schnell erreicht wurde.
Doch wie wird zuhause gelernt und wie läuft das MKS-Homeschooling nach Stundenplan ab? Die neue Woche startet wie in der Schule mit einem digitalen Morgenkreis, einem zentralen Element des Marchtaler Plans, nach dem die Maximilian-Kolbe-Schule lehrt. Zusammen mit dem Klassenlehrer wird die neue Woche in Angriff genommen und die anstehenden Schulthemen erst einmal ausgeblendet. Es gibt so vieles, was die Welt und auch die Kolbeschüler bewegt und allzu oft vergessen wird. Hierfür nimmt man sich an der MKS immer wieder gerne Zeit, denn gemeinsam ist hier niemand einsam, auch nicht im Homeschooling.

Gemeinsam nie einsam – auch im Homeschooling wird die Gemeinschaft groß geschrieben


Die lernintensiven Vormittage beginnen die Kolbeschüler mit einem Morgencall um spätestens 8.00 Uhr. Hier werden die Aufgaben für den Tag besprochen, Fragen geklärt oder auch direkt konzentriert losgearbeitet, und zwar wieder gemeinsam. Ein Tabletstift ersetzt die Tafelkreide, anstatt zu strecken hebt man virtuell mit einem Mausklick die Hand - Digitalunterricht kann so einfach sein, und doch so anstrengend, wie Lehrer und Schüler auf Nachfrage bestätigen. Als Schüler und Lehrkraft ist man nun mal nicht an einen Bürojob gewöhnt und Vieles, was das Schulleben an der MKS so einzigartig, so harmonisch macht, fehlt im Moment: Die Klassengemeinschaft mit den vielen Projekten und der geliebten Gruppenarbeit, die lebendigen Pausen, das gemeinsame Mittagessen und die abwechslungsreiche Mittagsfreizeit, die den Schulalltag der Kolbeschüler so unbeschwert machen.


Stattdessen ist Online-Büffeln angesagt, lernintensiv und fordernd in der Sekundarstufe, spielerisch und abwechslungsreich in der Grundschule. Jede Lehrkraft an der Maximilian-Kolbe-Schule hat ihr eigenes, zur Klasse passendes Konzept, das die Schüler auch zuhause am Bildschirm abholt und voranbringt, damit im Präsenzunterricht direkt angeknüpft und weitergearbeitet werden kann. Vieles geschieht digital, auf auszudruckendes Lernmaterial wird zumindest in der Sekundarstufe weitestgehend verzichtet, um die Familien nicht zusätzlich zu belasten. Online-Tests sorgen dafür, dass Vokabeln und Unterrichtsthemen trotzdem gelernt werden, Hausaufgaben müssen bis 18 Uhr im Aufgabentool von MS Teams hochgeladen werden, wo sie der Fachlehrer abends noch korrigiert. Strukturiert kämpfen sich die Kolbeschüler und deren Lehrkräfte durch die Woche, um am Freitag Nachmittag verdient ins Wochenende zu starten, ganz so wie sie es im Präsenzunterricht auch tun würden. Man hat sich an das digitale Arbeiten gewöhnt, trotzdem sind sich alle Beteiligten einig, dass digitaler Unterricht den präsenten Schultag niemals ersetzen kann und sehnen eine baldige Schulöffnung unter kontrollierten Bedingungen herbei.


Die Notgruppen erleben einen fast normalen Schultag


Solange herrscht Notbetrieb an der Maximilian-Kolbe-Schule. Ein reduziertes Betreuungs-Team kümmert sich um die Notgruppen-Schüler, die jeden Tag von 7.50 Uhr bis spätestens 17 Uhr betreut werden und analog zu ihren Schulkameraden zuhause den Online-Unterricht im Klassenzimmer bestreiten. In Kleingruppen arbeiten die Schüler konzentriert ihr Tagespensum ab und freuen sich immer, wenn sie zwischendurch ihre Klassenkameraden und Lehrer auf dem Tablet oder Laptop begrüßen dürfen, um gemeinsam zu rechnen, englisch zu sprechen oder über Beethoven zu diskutieren. Danach geht’s entweder nach Hause oder raus in die Natur, denn in der Mensa erwartet bereits ein weiteres Betreuungs-Team die Kinder beim Mittagessen und hält für den Nachmittag ein abwechslungsreiches Programm bereit. Ein ganz normaler Schultag eigentlich, nur eben anders, ganz so wie die Maximilian-Kolbe-Schule es schon immer war.

 

Bericht von Bianca Hoch

 

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