Maske muss sein
An einigen Schulen gab und gibt es Auseinandersetzungen mit Schüler*innen, die das Tragen der Masken verweigern. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen, empfiehlt der Stiftungsvorstand, die Einhaltung der Maskenregeln unbedingt einzufordern und sich gegen Provokateure und „Querdenker“ abzugrenzen.
An einigen Schulen weigern sich die Schüler*innen und deren Eltern die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. Diskussionen, Provokationen, ungenügende Atteste haben an mehreren Standorten zu Auseinandersetzungen geführt. Wie sehen Sie diese Entwicklungen?
Zunächst einmal muss man sich klar machen, wozu die Maßnahmen an den Schulen dienen: Abstandsregeln, Maskentragen, Hygienevorschriften – das ist alles kein Selbstzweck, es dient noch nicht einmal in erster Linie dazu, sich selbst zu schützen. All diese Regeln sind vor allem dazu da, die anderen zu schützen. Und das passt, wie ich finde, sehr gut zu der Grund-haltung, die wir an unseren katholischen Schulen vermitteln möchten: Wir achten natürlich darauf, uns nicht selbst anzustecken, aber der Mitschüler mit Asthma oder die Lehrerin, die zuhause Risikopatienten betreut, die sind uns genauso wichtig.
Worauf sollten Schulleitungen und Kolleg*innen im Umgang mit Provokationen und Verstößen gegen die Corona-Verordnung achten?
Leider gibt es unter Schüler*innen und unter den Eltern Provokateure. Da werden Schul-leitungen mit Briefen, Haftungserklärungen und Prozessandrohungen konfrontiert; da wird jede Rücksichtnahme verweigert. In der Regel stecken da ganze Communities dahinter mit denen die betroffenen Schüler*innen und Eltern in Verbindung stehen – die so genannten „Querdenker“, Teile der AfD oder auch christlich-fundamentalistische Strömungen. In diesen Fällen gilt es, sich ganz klar abzugrenzen. Das tun wir – und leider führt uns der Weg dann auch mal vor Gericht. Um sich von Provokateuren abzugrenzen und Schüler*innen, die aufgrund von Vorerkrankungen von der Maskenpflicht befreit sind, zu schützen, ist es wichtig auf gültige Atteste zu bestehen und die Einhaltung der Corona-Regeln einzufordern.
Gleichzeitig müssen wir das Thema immer wieder auch unter der Perspektive unseres Bildungsauftrags beleuchten: Wenn sich „Querdenker“ mit den Geschwistern Scholl ver-gleichen oder wenn Schulleiter aufgefordert werden, sich „wie damals Bischof Sproll gegen die Maßnahmen der Regierung“ zu stellen, dann müssen wir solchen Provokationen ent-schieden entgegentreten, indem wir solche Aussagen historisch und gesellschaftspolitisch einordnen.
Oft geht es in diesen Auseinandersetzungen um ein Abwägen der individuellen Rechte des Einzelnen gegenüber dem Schulfrieden oder den Interessen der Klassengemeinschaft. Was sollte aus Ihrer Sicht bei diesen Abwägungen bedacht werden?
Wenn es hier um Diskussionen geht, dann ist es ja ein wunderbarer Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir könnten im Augenblick viel über Demokratie lernen – diejenigen, die behaupten, ihre Meinungsfreiheit als Coronagegner sei bedroht, können diese Meinung ja nur äußern, weil wir in einem Land leben, in dem das geht. Oft aber geht es leider nicht um Diskussion, um das Abwägen von Argumenten und um das gegenseitige Zuhören. Das aber wäre der Bildungsauftrag.
Wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, müssen wir als Schulträger oder Schulleitung immer auch das Wohl der ganzen Gemeinschaft im Auge behalten. Wer sich den Regeln der Corona-Verordnung nicht einhält, kann nicht am Präsenzunterricht teilnehmen.
Die Menschen, die gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen stammen „aus der Mitte der Gesellschaft“. Was bedeutet es für Lehrkräfte an katholischen freien Schulen, die die Maßnahmen kritisch sehen oder ablehnen. Ist ihre Meinung Privatsache oder sollte diese im Schul- und Unterrichtsalltags im Sinne der Meinungsvielfalt einen Platz haben?
Das ist eine spannende Frage. Ganz grundsätzlich muss es die Möglichkeit geben, Dinge kritisch zu diskutieren. Als katholische freie Schulen sind wir in besonderem Maße der Solidarität und der Verantwortung für unsere Mitmenschen verpflichtet. Wir achten auf-einander und setzen die persönliche Entfaltung nicht auf Kosten anderer durch oder bringen andere dadurch in Gefahr. Lehrkräfte sind Vorbilder und können durch ihr eigenes Handeln, gerade in diesen schwierigen Zeiten, die Schüler*innen durch solidarisches und vorbildhaftes Handeln unterstützen, die Regeln einzuhalten. Das gehört zu unserem pädagogischen Auftrag.
Was ist die Rolle der Stiftung Katholische Freie Schule im Kontext der Auseinandersetzung mit so genannten „Maskenverweigerern“ an den Schulen?
Wir verstehen uns in diesen Fällen als Unterstützung der Schulleitungen vor Ort. Wir können deren Arbeit nicht ersetzen, das ist klar. Wir können aber klarstellen, wofür wir als Stiftung stehen und wir stellen fachliche und juristische Expertise bereit – bis dahin, dass wir für die Schulen und mit den Schulen vor Gericht gehen.
Ein Interview mit Dr. Joachim Schmidt, Vorstand der Stiftung Katholische Freie Schule