„Du bist so wunderbar gemacht“ – Umgang mit Einzigartigkeit und Vielfalt

„Du bist so wunderbar gemacht“ – Umgang mit Einzigartigkeit und Vielfalt

„Katholische Schulen betrachten Vielfalt als Gewinn und sind deshalb offen für alle die dort lernen wollen.“ Dieser Satz aus den Leitlinien zur Profilbildung der Katholischen Schulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart fordert heraus. Grund genug dies zum Thema der alljährlichen Kollegiumstagung in Obermarchtal zu machen und sich intensiv mit der Schulentwicklung zu befassen.

Katholische freie Schulen sind besonders. „Sie ergänzen das Angebot freier Schulwahl und fördern das Schulwesen durch besondere Inhalte und Formen der Erziehung und des Unterrichts“ – so beschreibt es das Gesetz für die Schulen in freier Trägerschaft Baden Württemberg. Dies stellt die katholischen freien Schulen vor die Aufgabe, ihre Situation und Aufgabenstellung kontinuierlich zu reflektieren und ihr Angebot für diese Gesellschaft klar zu formulieren. Den Kern bilden dafür die sechs „Leitlinien für die Entwicklung und Profilierung der katholischen freien Schulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart“. Sie formulieren zentrale Punkte der Profilbildung und Schulentwicklung vor Ort.

Die Leitlinie 4 liefert zentrale Aussagen zum Thema Divergenz und Heterogenität. Die Pädagogik der Vielfalt, also jedes Kind nach seinen Fähigkeiten zu fördern, verlangt von Lehrerinnen und Lehrern sowie pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel ab. Hier fordern vor allem folgende Aussagen der Leitlinie 4 heraus: „Katholische Schulen nehmen die Einzigartigkeit und Vielfalt aller Schülerinnen und Schüler als Geschenk, die Förderung ihrer individuellen Anlagen und Fähigkeiten als Aufgabe wahr. So verschieden die Schülerinnen und Schüler sind – alle besitzen sie vor Gott die gleiche Würde, haben eine Bedeutung und Aufgabe für die Welt und für unsere Gesellschaft.

In seinem Impulsvortrag legte Dr.phil. Wolfgang Halbeis, Bildungsforscher an der PH Karlsruhe, wichtige Impulse für eine personzentrierte Schul- und Unterrichtsentwicklung und für die sich daran anschließende Arbeit. In beeindruckender Weise gelang ihm dabei, Theologie und Pädagogik in Verbindung zu setzen. In verschiedenen Arbeitsgruppen widmete sich dann das Kollegium den Handlungsfeldern zu, die bereits eine Woche vorher im Rahmen einer Pädagogischen Konferenz festgelegt worden waren: Förderkonzepte für die Orientierungsstufe und der Klassenstufen 7-10, Differenzierungsmöglichkeiten im Rahmen des Marchtaler Plans, bedürfnisorientierte Angebote im Ganztagsbereich sowie die Vernetzung der Bereiche „Beratung und Fürsorge“, Mediation und Lerntherapie.

Am dritten Tag referierte Schulamtsdirektor i.K. Thomas Schmidt über die Entstehung und Weiterentwicklung des Marchtaler Plans und stellte diesem ein erweitertes Inklusionsverständnis voraus: Zum Umgang mit Einzigartigkeit und Vielfalt bedürfe es einer Haltung der Zugewandtheit und Aufmerksamkeit sowie pädagogischer Konzepte, in denen konkret würde, wie mit Heterogenität umgegangen und diese als Lernchance genützt werden könne. Damit bieten die Marchtaler-Plan-Schulen eine Alternative zu den Selbstoptimierungstendenzen und zur alleinigen Orientierung an Leistung und Output, die den Bildungsdiskurs in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stark prägen. Um für diese hohen Herausforderungen gestärkt aus der Tagung gehen zu können, feierte das Kollegium zum Abschluss im Kapitelsaal der Klosteranlage einen Gottesdienst zum Thema „Du bist so wunderbar gemacht – ein Fingerabdruck Gottes.“

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