Heue schon die Welt verändert?

Heue schon die Welt verändert?

Die diesjährige Fastenaktion des katholischen Hilfswerk MISEREOR und der Kirche in Indien widmet sich dem Thema, wie ein menschenwürdiges und gutes Leben ermöglicht wird. Mit welchen konkreten Problemen und Herausforderungen die Menschen dabei konfrontiert werden, berichtet Schwester Jancy Antony, die seit 2015 als Regional-Koordinatorin des JEEVAN-Projektes Hilfe zur Selbsthilfe anbietet.

Die kleine, beeindruckende Frau strahlt Zuversicht und Ruhe aus, die hoffen lässt, dass die Welt nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten zu verändern ist. In den beiden Hilfsprojekten JEEVAN in Maharashtra und JKGVS in Patna unterstützt Schwester Jany Antony Menschen dabei, ihre Rechte gegenüber der Regierung einzufordern und umzusetzen. Eine gesicherte Wasserversorgung oder das Recht auf Wohnen und Arbeiten sind Aufgaben, die neben der Forderung nach Gleichberechtigung der Geschlechter oder dem Kampf gegen Kinderehen die indische Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen.

Schwester Jancy Antony zeigte den Schülerinnen und Schülern der Eingangsklassen des Beruflichen Gymnasiums Bilder von abgemagerten Rindern und leeren Brunnen, die Folge einer extremen Dürreperiode zwischen 2013 und 2016 waren. Vor allem das kleine Dorf Barhanpur im Bundesstaat Maharashtra litt unter den Folgen. Wer die zwei Kilometer zu Fuß zur nächsten Wasserstelle täglich nicht mehr laufen konnte, verließ die Region. Diejenigen, die blieben, waren oftmals Alte und Alleinstehende. Auch wenn die Regierung einmal täglich einen Tanker mit Wasser schickte, war eine langfristige und nachhaltige Lösung notwendig.

„Die Leute waren es nicht gewohnt, sich über ihre Probleme auszutauschen“, erklärte Antony. „Vor allem die Frauen hatten nicht gelernt, sich in die Gestaltung des Dorfes einzubringen.“ Es musste eine Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch geschaffen werden, die alle Dorfbewohner mit einschloss, auch die Frauen. Hilfe von außen war nicht in Sicht, daher sahen die Menschen die Notwendigkeit zur Eigeninitiative und begannen in Form einer Dorfversammlung erste Ideen und Lösungsmöglichkeiten einzubringen. Ratschläge und Unterstützung bekamen sie von den Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen von JEEVAA, die sie berieten, wie sie ihre selbst gesetzten Ziele erreichen konnten. Geld konnte das Hilfsprojekt nicht zur Verfügung stellen, dafür aber Hinweise, wie man Spendengelder sammelt.

Auf einem weiteren Bild verwies Antony auf ein großes Wasserrückhaltebecken, das bis zu 2,5 Milliarden Liter Wasser aufnehmen kann. Die Dorfbewohner hatten es mit Hilfe der Spenden

errichtet und sich selber am Bau beteiligt. Sieben Familien spendeten sogar Land für die benötigten Gräben. Weitere Drainagen und ein Rohrleitungssystem für die Landwirtschaft folgten.

Mittlerweile ist das Dorf Barhanpur von grünen Plantagen umgeben. Hirse, Weizen oder Baumwolle werden nachhaltig ohne Pestizide angebaut. Auf dem nahegelegenen Markt verkaufen die Landwirte ihre Erzeugnisse und können sich und ihre Familien wieder ernähren. Was die Regierung nicht leisten konnte, schafften die Dorfbewohner aus eigener Kraft.

Schwester Jancy strahlt und blickt hoffnungsvoll in die Runde. „Sie konnten in ihrem eigenen Umfeld ein Stück weit die Welt verändern und positiv beeinflussen.“ Das damit neu gewonnene Selbstbewusstsein übertrug die Dorfgemeinschaft auf weitere Bereiche und ging als nächstes die fehlende Elektrifizierung an. „Die Menschen hatten verstanden, dass man im Kollektiv etwas erreichen und verändern kann.“

Damit auch in Zukunft weitere Anliegen im Dorf unterstützt werden können, sammelten die Schülerinnen und Schüler von St. Klara am „Tag der Offenen Tür“ Spendengelder in Höhe von 360 EUR. Die umgerechnet 25.000 Rupien sind für indische Verhältnisse viel Geld. Für welchen Zweck die Summe konkret eingesetzt wird, kann Sr. Jancy noch nicht sagen. Denn schließlich müsse zuvor die Dorfgemeinschaft darüber beraten. Auf jeden Fall sei das Geld nachhaltig angelegt und werde dazu beitragen, die Welt auch weiterhin positiv zu verändern.

Bericht von Annett Povel

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