Ein halbes Jahrhundert Lernen und Leben

Ein halbes Jahrhundert Lernen und Leben

Die Fachschule für Jugend- und Heimerziehung des Instituts für soziale Berufe Stuttgart feierte am 10. Oktober 2018 ihr 50-jähriges Bestehen unter dem Motto der Fachschule „Lernen für mich, da sein für andere“

Wenn sich zu 170 Auszubildenden und Lehrkräften, die Geschäftsführerin und ehemalige Schüler und Schülerinnen sowie Freunde der Fachschule gesellen, dann, weil es ein Jubiläumsfest gibt. Und es war eine Feier für alle Sinne.

Die Auszubildenden zeigten ihr kreatives Können in Liedern, Theaterstücken und den Unterrichtsprojekten, die sie mit einem Schmunzeln präsentierten und dabei humorvoll-kritisch auf die Praxis der Jugendhilfe schauten.

Am 10. Oktober 1968 wurde die Fachschule gegründet. 1968 – das Jahr der Auf- und Umbrüche. Es war das Jahr, in dem das Land Baden-Württemberg entschied, eine neue Ausbildungsform zu generieren.

Was war geschehen? Im zweiten Bericht über die „Lage der Jugend und den Bestrebungen auf dem Gebiet der Jugendhilfe 1968“ wurden gestiegene Anforderungen an die Fachkräfte in der Jugendhilfe thematisiert. Als „Qualität durch Bildung der Mitarbeiter/innen“ könnte die Gesetzgebungsoffensive des Landes beschrieben werden.

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart reagierte unmittelbar und gründete die neue Fachschule für Jugend- und Heimerziehung in Stuttgart. Damit antwortete die Diözese auf den wachsenden Bedarf an Fachkräften in ihren Jugendhilfeeinrichtungen und übernahm Verantwortung für die Ausbildung kompetenter Vertreter/innen der Fachlichkeit in diesem Hilfefeld.

Die Fachschule ist somit auch eine der ältesten ihrer Art in Baden-Württemberg und blickt nunmehr auf eine 50-jährige Ausbildungstradition zurück, die von der Schulleiterin, Frau Eva Rieth-Mohler dargestellt wurde.

Viel hat sich verändert in dieser Zeit. Die Ausstellung zur Schulgeschichte nahm die Gäste mit auf den Weg und zeigte eindrucksvoll den Wandel in der Praxis, der stets auch von einer Weiterentwicklung der Ausbildung im Sinne der Professionalisierung begleitet war.

Ein Fachvortrag stellte klar, welch weiten Weg die Jugend- und Heimerziehung strukturell und in ihrem Erziehungsverständnis in diesen 50 Jahren gekommen ist: Von der Disziplinierung in anstaltsähnlichen Einrichtungen hin zu einer theoriegeleiteten, reflektierten Praxis, die ausgerichtet ist auf die Lebenswelt der Jugendlichen.

Der stellvertretende Schulleiter, Herr Dr. Jürgen Müller zeigte in seinem Vortrag „Heimerzieherausbildung: Gestern – Heute – Morgen“ auf, was den Auszubildenden einst und heute gemeinsam ist. Er beschrieb sie als Personen, die „in der Regel den Wunsch haben, eine sozial wichtige Aufgabe engagiert zu übernehmen“ und bescheinigte ihnen eine „positive Grundhaltung zu Kindern und Jugendlichen, ein Interesse an anderen, Neugierde und einen gewissen Hang zum Experimentieren“.

Diese Grundstimmung war auch in der Feier lebendig, in den Begegnungen, oder in der Begeisterung, mit der die Auszubildenden die Feier gestalteten: ein wenig unkonventionell und mit Freude an der Darstellung.

Seit November 2002 wird die Fachschule durch das Institut für soziale Berufe Stuttgart gGmbH weitergeführt und seit September 2010 hat sie ihren Platz im neu erbauten und modern ausgestatteten Hildegard Burjan Haus in Stuttgart-Degerloch gefunden.

Hier setzt sie das fort, was sie von Beginn an ausmacht. Sie ist ein Ort des Lernens und der Begegnung und damit weit mehr als nur eine Episode im Lebenslauf der Auszubildenden oder gar ein Name auf einem Blatt Papier, wie der Schulsprecher feststellte. Ein schöneres Kompliment hätte er „seiner Schule“ nicht machen können.

Text: Christine Widmaier

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