Brot und Rosen

„‚Brot und Rosen‘, sagte sie nachdenklich. ‚Ich glaube, Isentrud, du hast es besser erkannt als ich, was die Armen brauchen.“

Aufgewachsen bin ich mit einem wunderbaren Geschichtenerzähler in unserem Bücherregal: Willi Fährmann. Wir Kinder haben seine Bücher verschlungen. Und jedes Jahr, vom Martinstag bis Dreikönig, hat uns dieser Willi Fährmann täglich eine Geschichte geschenkt. Besonders erinnern kann ich mich an „12 Wünsche für Elisabeth“. Fährmann erzählt da die Legende der Hl. Elisabeth von Thüringen und deutet sie so, dass wir Kinder sie verstehen konnten. Elisabeth, Frau des Landgrafen von Thüringen, war eine Anhängerin des Franz von Assisi und suchte - ihm ähnlich - die Pflege der Armen und Kranken trotz der unterschiedlichen sozialen Herkunft zu ihrem Ideal zu machen. Sie pflegte Kranke und gab den Armen Brot zu essen. Nach dem Tod ihres Mannes musste sie dies jedoch heimlich tun, am neuen Landgrafen vorbei und mithilfe ihrer Mägde. Dabei erwischt, fand der neue Landgraf im Korb der Mägde aber nicht das kostbare Brot, sondern Rosen. Und Elisabeth spricht in der Sprache von Willi Fährmann eine - finde ich - große Wahrheit aus: Brot ist wichtig, das Tägliche zum Leben brauchen wir. Aber wir brauchen dazu das Schöne, „Seelenfutter“ und „Nervennahrung“, die Rose. Was kann in dieser Woche „mein Seelenfutter“ werden?


Willi Fährmann: Und leuchtet wie die Sonne, Würzburg 1991, 67. Foto und Impulstext: CC BY 4.0 Johannes Stollhof 2021

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