„Ronja Räubertochter” vor atemberaubender Kulisse

Das Theater Blönried feiert sein 40-jähriges Jubiläum.

Am Mittwoch, den 22.6. hat das Theater Blönried unter der Regie von Thomas Beck „Ronja Räubertochter“ in einer Nachmittagsvorstellung vor rund 500 ZuschauerInnen gespielt. Nachdem sich eine Regenfront im Laufe des Nachmittags doch noch verzogen hatte, entschloss sich das Blönrieder Theater-Team, wie an der Premieren-Abendvorstellung auf der Waldbühne des Studienkollegs zu spielen. Thomas Unglert, stellvertretender Schulleiter, freute sich, so viele Gäste der Freilicht-Aufführung begrüßen zu dürfen.

Zwischen hohen Bäumen sitzend hört man aus den Lautsprechern leise Klänge, unheimliches Rauschen und das grausige Raunen und Kreischen der Wilddruden. In der Reihe hinter mir eine trotzig-mutige Stimme: „Linda, ich hab‘ keine Angst – und du?“ Neben mir rutscht ein Kind auf den Schoß der Mutter. Und viele kleine Kinderhändchen fassen kurz mal nach dem Arm der Oma, des Opas oder des Vaters.

Die Geschichte und das packende Spiel zogen die Kleinen und Kleinsten im Nu in ihren Bann. Mit großen Augen und offenen Mündern war das junge Publikum voll dabei. Der spannende Auftakt mit Ronjas Geburt in einer Gewitternacht wurde abgelöst von komödiantisch-witzigen Episoden aus der Kleinkindzeit. Schnell setzte die Haupthandlung ein: die Entwicklung der Freundschaft zwischen Ronja und Birk, den Kindern zweier verfeindeter Räubersippen, die beide in der seit der Geburts-Gewitter-Nacht gespaltenen Räuberburg hausen.

Thomas Beck hatte bereits im Jahr 2000 die Romanvorlage von Astrid Lindgren in ein Bühnenstück umgeschrieben. Es geht ums Großwerden, um Familie, Freundschaft, Freiheit in der Natur und darum, herauszufinden, was man eigentlich will. Das sind große Themen, die von den Blönrieder Akteuren auf der Freilicht-Bühne mit unglaublicher Energie und Ausstrahlung umgesetzt wurden. Die Hauptrollen – also Ronja und Birk – wurden mit jeweils drei Schauspieler*innen besetzt. Dadurch wurde die Entwicklung der Figur noch präsenter. Überhaupt war die gesamte Inszenierung kraftvoll und dynamisch: Das Gelände mit seinen Bäumen, Büschen, Hügeln und einer kleinen Höhle wurde von den Akteuren weiträumig und kreativ genutzt – irgendwann hatte man das Gefühl, selbst leibhaftig mitten im „Räuberwald“ zu sitzen, überall gab es etwas zu hören, zu sehen, mit allen Sinnen konnte man das Stück erleben. Jede Figur zeigte ihren eigenen individuellen Charakter. Und so mancher junge Zuschauer hatte am Ende eine*n „Lieblingsräuber*in“. Zur Stimmung trug auch maßgeblich die Live-Musik mit Cajon, Gitarre und verschiedenen Blechblasinstrumenten bei: Leise Töne, ein Wiegenlied oder der Ohrwurm zwischen den Szenen, bei dem das Publikum mitklatschte, während herrlich kostümierte und geschminkte scheue Waldfeen und wilde Waldgeister derweil die Bühne umbauten.

Auch wenn viel auf dem natürlichen Gelände gespielt wurde und der Wald ein eindrücklicher Hintergrund war, die Techniker und Bühnenbildner des Theaters Blönried sorgten zusätzlich für ein grandioses Setting. Man kann sich vorstellen, welche Herausforderungen dafür gemeistert wurden. Die Theater AG probte schon seit Monaten immer am Mittwochnachmittag. Doch es war in den Pfingstferien – auch an den Rekord-Hitzetagen –, als die spektakuläre Bühne gebaut, die Mammut-Technik installiert und das Theaterstück geprobt wurden. Darüber hinaus musste für den Fall der Fälle eine komplette zweite Bühne in der Mehrzweckhalle eingerichtet werden. Dass dies gelungen ist, kann nur eines bedeuten: Hier war ein starkes Team am Werk rund um Pierre Groll, Leonie Greiner, Thomas Beck und Thomas Rist, den Machern vom Theater Blönried. Der Aufwand hat sich definitiv gelohnt. Dem Theater Blönried ist mit kreativem Schauspiel, Musik, Bühne und Technik eine grandiose Inszenierung gelungen – Dankeschön für dieses wundervolle Erlebnis!

 

Bilder und Bericht: Elke Klein

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